cd – bassooka – press

Die ZEIT Konrad Heidkamp (Feuilleton/Tonträger Die Zeit Nr. 52, 19. Dezember 2001)
…Und dann beginnt das Weitertasten aufs Neue, wird man den Namen Marc Copland auf einer anderen aufregenden CD lesen, die ebenso die Kühle des Herzens mit der Wärme des Verstandes verbindet: B-A-C-H – A Chromatic Universe. Mit Peter Herbert (notieren!) entdeckt man einen großen Bassisten aus Österreich, der in New York lebt und manchmal bei Franz Koglmanns Mono Blue Quartet zu hören war (between the lines 013 Vertrieb EFA: 10183). Die Trompeterin Ingrid Jensen (notieren!) spielt in diesen Tonräumen, die Bassklarinettistin Carol Robinson (notieren!), die endlose Suche der Unvernünftigen geht weiter.

Der Falter 51-52/01 Klaus Nüchtern (excerpt):
…Dennoch ist das Album, auf dem Herbert ein bis 16 (in Worten 16) Bässe bedient, keine Selbstdarstellung eines fingerfertigen Bassartisten. Natürlich erzeugt die Versechzehnfachung desselben Intruments einen geilen Cinemascope-Sound, aber die einzelnen Stücke wollen den Hörer durchaus nicht einfach durch heftige Frequenzattacken überwältigen. Das ganze Klangspektrum des Instruments wird entfaltet: vom filigranen Pizzikato bis zum satten Con Arco. Auf zwei Teilen des ‚Filmrequiems‘ bedient sich Herbert zudem der Dienste des Perkussionisten Steve Shehan, über dessen extrem coolen Grooves der Bass gitarreske Behandlung erfährt.
Alles zusammen eine erfeulich unaufdringliche Darstellung des ‚State of the Bass according to Herbert‘.

Jazzlive Nr. 133/01
Bazooka-Joe war der Held auf den Kaugummi-strips. Bassooka-Peter ist der alleinige Held auf dieser Einspielung (die dritte auf seinem label aziza) und eine der heutigen Koryphäen des Kontrabasses. Apropos, Herbert gibt auch musikalisch Verbindlichkeiten und Geschmäcklerischem Kontra. Saitenspringend, in intelligent ausgespielter Virtuosität, mit Witz und wundertütenhafter Phantastik, geht er seinem ‚dicken‘ Kumpanen, den er bis zu 15 mal klont, ans Holz. Doch das Beeindruckende bleibt die exquisite Klangsensibilität, der Eigensinn seiner Persönlichkeit, die den vielgestaltigen Klangvisionen ihre knisternde Atmosphäre und expandierende Dimension ‚verbasst‘. Synergien aus dem Intuitiven und der Klangdialektik der Moderne des 20. Jhdts – komplett verwirklicht im Moment – das stellt Peter Herbert in den Raum. Man bleibt bass erstaunt zurück. (HAN)

Andreas Felber (Concerto 2/2002):
Als hätte es a posteriori noch einer Rechtfertigung für die Zuerkennung des Hans-Koller-Preises als „Musiker des Jahres“ 2001 bedurft, legte Peter Herbert kürzlich eine CD-Arbeit vor, die es in sich hat: „Bassooka“, erschienen auf Herberts eigenem Internet-Labei, zeigt den Bassisten – wie auf dem Cover – beinahe“nackt‘, als unbegleiteten Solisten – und geht doch darüber hinaus. Es ist ein sehr persönlicher, reichhaltigst differenzierter Klang-Mikrokosmos, den sich der seit 1989 in New York residierende Instrumentalist und Komponist im Laufe der Jahre erarbeitet hat: Von filigranen Geräuschstrukturen bis hin zu orchestralen, per Overdub multiplizierten Arco-Chorälen, die in ihrer freitonalen Expressivität an die Wiener Schule gemahnen, reicht das Spektrum, von Puls-geprägten, groovigen Passagen (wobei Steve Shehan und John Mettam ausschlielich Herberts Bass-Corpus bearbeiten) bis zu bizarren, schwebenden Gamelan-Sounds, für die die Saiten mit chinesischen Noodle-Sticks präpariert wurden. Im zentralen, achtteiligen“Filmrequiem“, ursprünglich eine Komposition zur gleichnamigen Film-Installation von Elisabeth Kopf, die auch für das intim gestaltete Booklet verantwortlich zeichnet, schichtet der 42-jährige Vorarlberger gar 16 Kontrabass-Stimmen per Overdub übereinander: in seiner Reichhaltigkeit an Stimmungen , Techniken und Texturen schon allein eine ganze Klang-Welt für sich. Auch „Feldweg rot‘ und „Nardis“ seien als Anspieltipps genannt: In ersterer Piece setzt Peter Herbert die skrupulösen Klangforschungen in die harmonischen, farblichen und dynamischen Mikrostrukturen des Klangs quasi in sich selbst fort, in dem er seinen Puls während des Spielens hörbar werden lässt. „Nardis“ ist der eine Standard, der Herbert – hier tatsächlich „solo“ – schon seit Jahren begleitet (siehe CD „King Oedipus and Other Calamities“, 1993): In der jüngsten, in seiner Virtuosität und Kompaktheit tatsächlich brillanten Version zeigt der Bassist für alle nachvollziehbar, dass er zu den international Besten seines Fachs zählt.

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